Buchvorstellung: Freitag

April 18th, 2014

Buchvorstellung:

Freitag

von Robert A. Heinlein

aaa Aktuelle Auflage:

  • Taschenbuch
  • Verlag: Bastei Lübbe; Auflage: 1 (2000)
  • Sprache: Deutsch
  • Erstausgabe: 1983
  • Originaltitel: Friday (1982)
  • ISBN-10: 3404242750
  • ISBN-13: 978-3404242757
  • Größe: 18,1 x 11,6 x 4,8 cm
Vorhergehende Edition

  • Broschiert: 432 Seiten
  • Verlag: Heyne (Juli 1994) Heyne Buch Nr. 06/4030
  • Erstausgabe: 1983
  • Sprache: Deutsch, übersetzt von Thomas Schlück
  • Originaltitel: Friday (1982)
  • ISBN-10: 3453309715
  • ISBN-13: 978-3453309715
  • Größe: 17,8 x 11,6 x 2,8 cm

 

 

  • Taschenbuch: 430 Seiten
  • Verlag: Heyne (1983)
  • Sprache: Deutsch
  • Originaltitel: Friday (1982)
  • ISBN-10: 3453309715
  • ASIN: B008Q94P8K

Ultrakurzbeschreibung:

Ein recht bekannter Science Fiction Roman aus den frühen 80ern, spannend und temporeich, in dem ziemlich viel Sex und mehrere polyamore Konstellationen vorkommen.

Kurzbeschreibung:

Freitag ist eine genetisch aufgemotzte Retortenfrau, und deshalb lehnt die Gesellschaft sie ab. Sie ist ein Kunstprodukt, wird als LA (lebendiges Artefakt) bzw KP (künstliche Person) bezeichnet, und gilt als „Ding“, während sie doch ein (fast) normaler Mensch ist – so ungefähr eine Mischung aus James Bond und Madonna. Deshalb muss sie und kann sie sich auch ganz gut als normaler Mensch tarnen. Sie erlebt wilde Sexabenteuer, wird relativ am Anfang der Geschichte von ihrer Poly-Familie (Gruppenehe) verstoßen, als diese ihre wahre Herkunft aus dem Genlabor erfährt, und gewinnt am Ende eine neue Poly-Familie, die selbst zum Teil aus genetisch veränderten Menschen besteht und in der alle sehr gut damit damit leben können.

Rezension von Cloudy:

Das Buch wurde von einem alten Mann in den 80ern geschrieben, daher ist einiges darin etwas altmodisch und passt mit dem modernen Weltbild nicht so richtig zusammen. Über manche Haltungen und Einstellungen und insbesondere das Frauenbild im Roman musste ich immer mal wieder den Kopf schütteln; insbesondere, dass die extrem starke und fitte Freitag die genau gleichen Vorlieben wie absolut jede andere weibliche Figur bei Heinlein hegt, nämlich eine leicht abstoßende sexuelle Vorliebe für alte Männer, die dem Autor seltsamerweise stark ähneln, eine Vorliebe fürs Kinderkriegen und -großziehen (möglichst in Massen) und eine Vorliebe für Hauskatzenhaltung, ging mir gründlich auf den Zeiger. Auch gewisse politische Äußerungen des Autors und dass zB nur weibliche Homosexualität positiv dargestellt wird, kann einer aufmerksamen Leserschaft immer mal wieder unangenehm auffallen. Aber wenn man das geflissentlich ignoriert, ist das Buch total spannend und amüsant. Der Text ist mit Übersetzungs- und Druckfehlern reich bestückt und beide Titelbilder haben keinerlei Bezug zum Inhalt.

Die Geschichte liegt irgendwo zwischen James Camerons Dark Angel und Joss Whedons Doll House, im Wesentlichen Science Fiction, aber gewürzt mit Action, Gewalt, Agententhrillerkomponenten (überraschende Wendungen und viel Sex), ein bisschen zu viel Dialoge, aber alles in allem sehr fesselnd und angenehm, und die Poly-Beziehungen haben einen festen und sinnvollen, aber gleichzeitig völlig unspektakulären Platz in dieser Welt. Und das begeistert mich schon ein bisschen – denn es handelt sich um absolute Mainstream-Literatur.

Die Gruppenehen, die im Buch beschrieben werden, sind zivilrechtliche Verträge zwischen erwachsenen Menschen, die eine Regelung der Besitzstände („Familienvermögen“) und der Anteilsauszahlung an die Kinder dieser Menschen ermöglichen und kommen meiner Vorstellung einer sinnvollen Variante von „Ehe“ sehr nah.
Außerdem gibt es zahlreiche Szenen, in denen ein neidloser Umgang mit Sexualität und Liebesbeziehungen zwischen anderen (geliebten) Menschen geschildert wird, was ich sehr wohltuend fand.

„Meine Familie lebt in Christchurch, und ich fühle mich auch immer einsam, wenn ich nicht bei ihr sein kann. Eine große, lärmende, anhängliche Familie – ich habe in eine S-Gruppe geheiratet.“ (Das muss man stets sofort sagen.)
„Oh, wie schön! Wie viele Männer haben Sie denn?“
„Captain, diese Frage stellen die Männer doch immer zuerst. Darin kommt ein Mißverständnis hinsichtlich der S-Gruppen zum Ausdruck. Viele glauben nämlich, ‚S‘ bedeutet ‚Sex‘.“
„Heißt es das nicht?“
„Meine Güte, nein! Es bedeutet Sicherheit und Schutz und soziale Fürsorge und vieles mehr, Dinge voller Behaglichkeit. Oh, Sex kommt natürlich auch vor. Aber Sex gibt es ja überall. Nur deswegen braucht man keine komplizierte S-Gruppe auf die Beine zu stellen.“ („S“ heißt im Grunde „Synthetische Familie“, die auf diese Weise in der Gesetzgebung der ersten territorialen Nation, der Kalifornischen Konförderation, festgelegt wurde. Aber ich hätte zehn zu eins gewettet, daß Captain Tormey das genau wußte. Wir machten hier lediglich einige Standard-Variationen des Großen Kennenlernen durch.)
(Seite 53f)

Ich gab ehrlich Auskunft, dass ich nicht gern allein schliefe. „Ich auch nicht“, sagte sie, „und es tut gut, so etwas von dir zu hören, anstatt darum herumzureden oder sich zu verstellen. Wen möchtest du bei dir im Bett haben?“
Lieber Schatz, du hast doch sicher ein Anrecht auf deinen Mann, wenn er gerade von einem Flug zurückgekehrt ist.
„Vielleicht sollte man die Frage umdrehen. Wer will mit mir schlafen?“
„Na, wir alle, davon bin ich überzeugt. Oder zwei. Oder einer. Such’s dir aus!“ Ich blinzelte und fragte mich, wieviel ich getrunken hatte. „Vier in einem Bett?“
„Würde dir das gefallen?“
„Ich hab’s noch nie versucht. Klingt lustig, aber es dürfte ziemlich eng sein.“
„Oh, du bist noch nicht in meinem Zimmer gewesen. Wir haben ein großes Bett. Weil oft beide Ehemänner mit mir schlafen wollen – und es ist noch ausreichend Platz, um einen Gast dazuzubitten.“
Ja, ich hatte getrunken – an zwei Abenden hintereinander und mehr, als ich gewöhnt war.
„Zwei Ehemänner? Ich wußte gar nicht, daß sich Britisch-Kanada dem australischen Plan angeschlossen hatte.“
„Britisch-Kanada wohl nicht, aber die Britisch-Kanadier. Jedenfalls viele tausend Leute im Lande. Die Tore sind verriegelt, und es geht niemanden etwas an. Möchtest du das große Bett ausprobieren?“
(S. 105)

 

Links:

Rezensionen: bei Amazon, von Harald Maedl, von rallus, von Rupert Schwarz

Buchvorstellung von Nochoi, auf phantastik.couch.de

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