Buchvorstellung: Gesprungene Liebe. Die wahre Geschichte zu ‚Jules und Jim‘
cloudy August 4th, 2014
Buchvorstellung:
Gesprungene Liebe. Die wahre Geschichte zu ‚Jules und Jim‘
von Manfred Flügge
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Ultrakurzbeschreibung:
Eine Biographie der Freundschaft von Henri-Pierre Roché zu dem deutschen Schriftsteller Franz Hessel und seiner Frau Helen Grund, und von der Dreiecksbeziehung zwischen ihnen. Teils ziemlich wissenschaftlich/theoretisch, aber teils auch spannende historische Reportage.
Kurzbeschreibung:
Viele kennen Truffauts „Jules et Jim“, einen der schönsten Filme des 20. Jahrhunderts. Schon viel weniger bekannt ist, dass dieser Film auf dem gleichnamigen Roman von Henri-Pierre Roché basiert, und noch weniger bekannt ist schließlich, dass Rochés „Jules et Jim“ ein Schlüsselroman ist: Er handelt von Rochés Freundschaft zu dem deutschen Schriftsteller Franz Hessel (1880-1941) und seiner Frau Helen Grund (1886-1982), und von der Dreiecksbeziehung zwischen ihnen (und weiteren Personen).
Manfred Flügge ging dieser faszinierenden Geschichte nach, wühlte sich durchs teilweise immer noch unveröffentlichte Quellenmaterial und sprach mit Hessels Söhnen, und nun liegt sein Bericht vor.
Man nimmt fasziniert teil am Leben der drei Protagonisten, erfährt Vor- und Familiengeschichten und auch, „wie’s wirklich war“ – und zwar in drei Versionen.
Doch handelt es sich hier nicht nur um das „wahre Leben“ dreier Romanfiguren. Es geht auch um das Leben dreier faszinierender Menschen, die ihren Zeitgenossen nicht unbekannt waren: Hessel war ein namhafter Autor („Der Kramladen des Glücks“, „Spazieren in Berlin“ u.a.) und Balzac-Übersetzer, befreundet u.a. mit Walter Benjamin, Franziska zu Reventlow oder Karl Wolfskehl; der Kunstexperte Roché kannte viele avantgardistische Maler seiner Zeit (z.B. Klee, Picasso) und gehörte zu ihren ersten Vermittlern; die Fotografin Helen Grund schließlich wurde in den 50er Jahren durch ihre Übersetzung von Nabokovs „Lolita“ bekannt.
Die Schilderung dieser drei Protagonisten führt damit schon fast zwangsläufig auch zu einem Bild der künstlerischen Avantgarde und ihres Lebens in Frankreich und Deutschland.
Flügges nahezu klassischer Reportagenstil mit seiner Beherrschung der Kollagetechnik wird all dem gerecht und hält den Leser in Atem. Es gelingt ihm auch, ganz unaufdringlich die jeweilige Sicht der Dinge lebendig und nachvollziehbar zu machen, bei allen Widersprüchen, die sich aufgrund der verschiedenen Charaktere bildeten. Er geht auf Hessels und Rochés Schaffen ein und sucht auch die tieferliegenden Schichten dreier komplizierter Seelen.
Es gibt viele Gründe, dieses Buch zu lesen: Biographisches, cineastisches und literarisches, soziologisches und psychologisches Interesse, Interesse am Leben der Bohème von 1900 bis 1940, psychologische Fragestellungen… und wer ganz einfach nur ein gutes Buch lesen will, kommt auch auf seine Kosten.
Links:
Rezensionen bei Amazon, von Stefan Berkholz
Kleiner Aufsatz zum Thema „Roché / Hessel“ von Veit Feger
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